Was ist der Euribor? Bedeutung, Entwicklung und Anwendung

Ein Mann informiert sich auf seinem Laptop zum Euribor

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Euribor ist ein Zinssatz, zu dem sich große europäische Banken gegenseitig Geld leihen.
  • Der Zinssatz wird täglich durch einen streng regulierten Prozess berechnet.
  • Der Euribor hat einen direkten Einfluss auf die Zinssätze von Baufinanzierungen.

1. Was ist der Euribor und wie wird er genau berechnet?

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist der zentrale Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander kurzfristig Geld in Euro leihen. Er ist damit quasi der Taktgeber des europäischen Geldmarktes und eine entscheidende Größe für Kredite, Sparanlagen und weitere Finanzprodukte.

Die Berechnung folgt dem stets gleichen Prozess:

  • Ein festes Gremium großer europäischer Banken meldet täglich die Zinssätze, zu denen sie Geld verleihen würden.
  • Um Ausreißer zu vermeiden und ein repräsentatives Ergebnis zu sichern, werden die höchsten und niedrigsten 15 Prozent dieser gemeldeten Werte gestrichen.
  • Aus den verbleibenden Zinssätzen wird der Durchschnitt gebildet – das ist der offizielle Euribor-Satz. Dieser wird an jedem Bankarbeitstag gegen 11:00 Uhr MEZ bekannt gegeben.

Dieser Prozess wird vom European Money Markets Institute (EMMI) überwacht und streng kontrolliert. Das macht den Euribor heute zu einem sehr verlässlichen und manipulationssicheren Referenzwert.

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2. Welche Laufzeiten gibt es für den Euribor?

Eine junge Frau informiert auf ihrem Smartphone sich zu den Euribor Zinsen

Der Euribor wird für verschiedene Laufzeiten ermittelt. Unterschiedliche Finanzprodukte orientieren sich an den verschiedenen Laufzeiten – was wiederum einen Einfluss auf Ihre Finanzierung haben kann. Die wichtigsten Laufzeiten für Sie sind:

  • 1 Woche / 1 Monat: Diese sehr kurzen Laufzeiten sind vor allem für die Liquiditätssteuerung der Banken untereinander relevant.
  • 3 Monate: Der 3-Monats-Euribor ist der wichtigste Referenzwert für unzählige variable Kredite, insbesondere für Baufinanzierungen.
  • 6 Monate / 12 Monate: Diese längeren Laufzeiten dienen oft als Basis für größere Firmenkredite oder komplexere Finanzierungsstrategien.

Wie hoch sind die aktuellen Euribor-Zinsen?
Die aktuellen Euribor-Werte für die verschiedenen Laufzeiten finden Sie auf den offiziellen Webseiten der herausgebenden Institutionen wie dem EMMI oder der Deutschen Bundesbank. Auch viele große Finanzportale veröffentlichen die tagesaktuellen Zinssätze.

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3. Wie beeinflusst der Euribor die Zinsen meiner Baufinanzierung?

Der Euribor hat einen direkten und spürbaren Einfluss, sollten Sie sich für ein Darlehen mit variabler Verzinsung entscheiden. Der Kreditzinssatz für derartige Darlehen ist nicht festgeschrieben, sondern passt sich regelmäßig – meist alle drei oder sechs Monate – an die Entwicklung des Euribor an.

Ihr persönlicher Kreditzins setzt sich dabei aus zwei Teilen zusammen:

Aktueller Euribor + individuelle Marge der Bank = Ihr Kreditzins

Die Marge ist der Aufschlag, den die Bank für ihre Kosten und ihren Gewinn berechnet. Dieser Aufschlag ist bonitätsabhängig und wird bei Vertragsabschluss festgelegt. Der Euribor-Teil hingegen ist beweglich und sorgt für die Dynamik:

  • Steigt der Euribor, erhöht sich auch Ihr Kreditzins und damit Ihre monatliche Rate. Das kann das Haushaltsbudget belasten.
  • Fällt der Euribor, sinkt Ihr Kreditzinssatz. Sie profitieren direkt von den günstigeren Zinsen.



Festzinsdarlehen vs. Euribor-Darlehen – was ist besser?

Viele herkömmliche Darlehensarten, wie Annuitätendarlehen oder Hypothekendarlehen, zählen als Festzinsdarlehen – also Kredite, deren Zinssatz bei Vertragsabschluss feststeht. Die Entscheidung zwischen einem variablen Euribor-Darlehen und einem klassischen Festzinsdarlehen hängt ganz von Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Plänen ab.Hier ein Vergleich:

Merkmal Festzinsdarlehen Euribor-Darlehen
Zinssatz Fest über die gesamte Laufzeit Schwankend, an den Euribor gekoppelt
Planungssicherheit Hoch, aufgrund gleichbleibender Raten Gering, da Raten steigen oder fallen können
Flexibilität Mittel, je nach Tariff können gegebenenfalls Sondertilgungen geleistet oder Raten angepasst werden. Hoch, oft sind kostenlose Sondertilgungen und Kündigung möglich
Kostenpotenzial Die Kosten bleiben über die gesamte Laufzeit stabil. Günstiger bei fallenden Zinsen, teurer bei steigenden Zinsen
Ideal für... Sicherheitsorientierte Kreditnehmer, langfristige Planung Risikofreudige Kreditnehmer

Für die klassische, langfristige Baufinanzierung ist das Festzinsdarlehen meist die sicherere Wahl. Ein variables Euribor-Darlehen kann eine Option für kurzfristige Überbrückungen sein – etwa, wenn Sie den Verkaufserlös einer anderen Immobilie erwarten und von potenziell fallenden Zinsen profitieren wollen.

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4. Was beeinflusst die Entwicklung des Euribors?

Eine Familie verbringt Zeit in ihrem Zuhause, welches sie mit einem variablen Darlehn basierend auf dem Euribor finanziert hat

Der Euribor ist kein statischer Wert, sondern ständig in Bewegung. Seine Entwicklung wird von einem Mix aus geldpolitischen Entscheidungen, wirtschaftlichen Stimmungen und dem Verhalten der Banken selbst angetrieben.

Die drei wichtigsten Einflüsse sind:

  • Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Wenn die EZB die Leitzinsen anhebt, um die Inflation zu bekämpfen, wird Geld für Banken teurer. Diese Kosten geben sie über einen höheren Euribor weiter. Senkt die EZB die Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln, fällt in der Regel auch der Euribor.
  • Die allgemeine Wirtschaftslage: In Phasen starken Wirtschaftswachstums steigt die Nachfrage nach Krediten, was den Euribor nach oben treibt. In einer Rezession ist es umgekehrt: Die Nachfrage sinkt und drückt den Zinssatz.
  • Das Vertrauen im Bankensystem: Ist das Vertrauen der Banken untereinander hoch, leihen sie sich bereitwillig Geld zu günstigen Konditionen. In Krisenzeiten (wie in der Finanzkrise 2008) leihen sie sich nur zögerlich Geld. Die Geldvergabe stockt und der Euribor schnellt nach oben.

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5. Wie kann ich mich gegen steigende Euribor-Zinsen schützen?

Wenn Sie ein variables Darlehen haben, sind Sie den Zinsschwankungen nicht hilflos ausgeliefert. Sie haben mehrere Werkzeuge zur Verfügung, um sich vor einem plötzlichen Zinsanstieg zu schützen.

Hier sind die drei gängigsten Strategien:

  1. Der Zinscap (Zinsobergrenze): Sie vereinbaren mit Ihrer Bank eine absolute Obergrenze für Ihren Zinssatz. Selbst wenn der Euribor durch die Decke geht, zahlen Sie nie mehr als diesen maximalen Satz.
    - Vorteil: Sie haben Planungssicherheit nach oben, profitieren aber weiterhin von fallenden Zinsen.
    - Nachteil: Diese Versicherung kostet eine Gebühr, die die Gesamtkosten des Kredits erhöht.
  2. Das Forward-Darlehen: Sie sichern sich heute schon die Zinsen für eine Anschlussfinanzierung, die erst in der Zukunft benötigt wird (bis zu 5,5 Jahre im Voraus). Das ist ideal, wenn Sie steigende Zinsen erwarten.
    - Vorteil: Sie frieren einen attraktiven Zinssatz für die Zukunft ein und vermeiden ein Zinsänderungsrisiko.
    - Nachteil: Sie legen sich früh auf einen Anbieter fest. Fallen die Zinsen unerwartet, sind Sie trotzdem an die Vereinbarung gebunden.
  3. Der Wechsel zum Festzinsdarlehen: Die meisten variablen Verträge erlauben einen Wechsel in ein Festzinsdarlehen. Wenn Sie merken, dass die Zinsen nachhaltig steigen, können Sie die Notbremse ziehen und sich langfristig absichern.
    - Vorteil: Sie erhalten absolute Planungssicherheit und schützen sich vollständig vor weiteren Anstiegen.
    - Nachteil: Es kann eine neue Bonitätsprüfung und Wechselgebühren anfallen.

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6. Worin unterscheidet sich der Euribor von anderen Referenzzinssätzen?

Eine Frau sitzt im Schaukel ihres Gartens und freut sich über günstige Euribor Zinsen

Der Euribor ist nicht der einzige Referenzzinssatz, aber im Euroraum der wichtigste. Früher waren auch der LIBOR und der Eonia sehr bekannt, doch sie wurden inzwischen abgelöst.

  • Euribor vs. LIBOR: Der LIBOR (London Interbank Offered Rate) war der globale große Bruder des Euribor, der in London für verschiedene Währungen (Dollar, Pfund, Yen etc.) berechnet wurde. Er geriet jedoch 2012 in einen massiven Manipulationsskandal und wurde als nicht mehr vertrauenswürdig eingestuft. Seit Mitte 2023 gibt es den LIBOR nicht mehr. Er wurde durch transparentere, auf echten Transaktionen basierende Zinssätze (wie SOFR in den USA) ersetzt. Der Euribor hat diese Reformen ebenfalls durchlaufen und blieb dadurch erhalten.
  • Euribor vs. Eonia: Der Eonia (Euro Overnight Index Average) war quasi der kleine Bruder des Euribor. Er war ein Zinssatz nur für Kredite über Nacht. Auch er galt als nicht mehr robust genug und wurde Anfang 2022 durch den €STR (Euro Short-Term Rate) ersetzt. Der €STR wird direkt von der EZB berechnet und basiert auf tatsächlichen Transaktionen, was ihn noch transparenter macht.

Zusammengefasst hat die Finanzwelt aus den Skandalen der Vergangenheit gelernt. Der Euribor wurde reformiert und gestärkt, während unzuverlässige Zinssätze wie LIBOR und Eonia durch robustere Alternativen ersetzt wurden.

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7. Was passiert, wenn der Euribor negativ ist?

Es klingt paradox, aber ja: Der Euribor kann auch negativ sein! Zwischen 2015 und 2022 war dies über einen langen Zeitraum der Fall. Ein negativer Referenzzins bedeutet, dass Banken quasi dafür bezahlen mussten, wenn sie Geld bei anderen Banken parken, anstatt es als Kredit in die Wirtschaft zu geben. Dies war ein Werkzeug der EZB, um mehr Kredite zu vergeben und so die Wirtschaft anzukurbeln.

Für Sie als Kreditnehmer kann das eine sehr positive Auswirkung haben: In der Phase des negativen Euribors wurden die Kreditzinsen dadurch rechnerisch gesenkt.

Beispiel: Bei einer Marge von 1,50 Prozent und einem Euribor von -0,50 Prozent lag der zu zahlende Zinssatz bei nur 1,00 Prozent (1,50 % - 0,50 %).

Gerichte haben bestätigt, dass Banken diesen Vorteil an ihre Kunden weitergeben müssen. Allerdings kann der Gesamtzinssatz nicht unter null fallen – die Bank wird Ihnen also kein Geld für die Aufnahme eines Kredits zahlen. Inzwischen sind die Zinsen wieder im positiven Bereich. Allerdings hat das Phänomen gezeigt, wie stark die Geldpolitik die Kreditkonditionen beeinflussen kann.

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Fazit: Behalten Sie den Euribor im Auge

Der Euribor ist weit mehr als nur eine Zahl für Finanzexperten – er hat handfeste Auswirkungen auf Ihr Geld, insbesondere bei der Baufinanzierung. Er bestimmt, wie viel Sie für einen variablen Kredit zahlen und wie sich die Zinsen für Spareinlagen entwickeln.

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Stand: August 2025

Weitere Fragen und Antworten zum Euribor

Nein, nicht direkt, da der Euribor ein Zinssatz für den Handel zwischen Banken ist. Indirekt profitieren Sie aber sehr wohl: Wenn Sie ein variables Darlehen haben und der Euribor sinkt, wird Ihre Rate günstiger. Auch die Zinsen für Tages- oder Festgeld können an den Euribor gekoppelt sein.
Nahezu alle großen Banken im Euroraum, die variabel verzinste Kredite anbieten, nutzen den Euribor als Referenz. Dazu gehören auch führende deutsche Institute wie die Deutsche Bank oder die DZ Bank.
Das ist in Ihrem Kreditvertrag festgelegt. In der Regel erfolgt die Anpassung in einem festen Rhythmus, meist quartalsweise oder halbjährlich, basierend auf dem dann gültigen Euribor-Wert.
Definitiv nicht. Es bietet große Chancen bei fallenden Zinsen, birgt aber ein erhebliches Risiko bei Zinsanstiegen. Für langfristige und sicherheitsorientierte Projekte wie die Baufinanzierung ist ein Festzinsdarlehen sinnvoller. Variable Darlehen sind eher für kurze Überbrückungen oder für risikofreudige Kreditnehmer mit Marktkenntnis geeignet.
Die BMR ist ein Regelwerk der EU. Es stellt sicher, dass Referenzzinssätze wie der Euribor verlässlich, transparent und manipulationssicher sind. Sie ist wichtig, da sie das Vertrauen von Nutzern wie Ihnen in die Finanzmärkte schützt.
Ja, insbesondere bei variabel verzinslichen Anleihen, sogenannten „Floating Rate Notes“. Bei diesen wird der Zinskupon regelmäßig an einen Referenzzinssatz wie den Euribor angepasst. Steigt der Euribor, steigt auch die Zinszahlung der Anleihe.
Werfen Sie einen Blick in Ihren Kreditvertrag. In der Zinsklausel ist genau festgelegt, welche Euribor-Laufzeit (z. B. 3-Monats-Euribor) als Basis dient, wie hoch die Marge Ihrer Bank ist und in welchem Rhythmus die Anpassung erfolgt.

Tipp:

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Bitte beachten Sie: Unsere Ratgeberartikel ersetzen keine Beratung durch einen Gutachter oder Juristen. Bei Unsicherheiten oder Fragen wenden Sie sich daher bitte immer persönlich an einen Fachanwalt oder Gutachter. Bei Fragen zu Finanzierungen, Bausparen oder Versicherungen stehen Ihnen unsere Berater natürlich jederzeit zur Verfügung. Bei Fragen rund um die Immobilienvermittlung und -verrentung stehen Ihnen unsere Immobilienexperten gerne zur Seite.